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Antisemitismus

Was tun gegen Antisemitismus? 

Der Kreis Viersen ist Teil des Landes NRW, welches die größte jüdische Gemeinschaft in Deutschland beheimatet. Das Land sieht den Kampf gegen Antisemitismus als Grundlage für ein friedliches Zusammenleben.

Im Dritten Reich wurden jüdische Gemeinden im Kreis Viersen zerstört und Jüdinnen und Juden ermordet. Jüdisches Leben findet heute in Deutschland in Synagogen statt, die abgesichert werden müssen, noch immer kommt es zu Übergriffen auf Jüdinnen und Juden.

Auch wenn es keine jüdische Gemeinde mehr gibt, sind Jüdinnen und Juden selbstverständlicher Teil des Kreises Viersen. Der Kreis Viersen setzt sich gegen Antisemitismus ein und klärt über jüdisches Leben und über Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden auf, damit interkulturelles Zusammenleben funktioniert und alle an diesem teilhaben können.

Was bedeutet Antisemitismus?

Die Definition lautet wie folgt:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“

Zusätzlich wurde diese Definition von der Bundesregierung erweitert:

„Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“

Damit im Kampf gegen Antisemitismus ein einheitliches Vorgehen sichergestellt ist, arbeitet auch die Koordinierungsstelle Extremismusprävention (KoEx) des Kreis Viersen mit dieser international anerkannten Definition.

Weitere Informationen zur IHRA-Definition finden Sie hier:

Antisemitismusbeauftragter des Bundesregierung (ohne Datum): IHRA-Definition. Bundesministerium des Inneren und für Heimat.

Formen des Antisemitismus

Traditioneller Antisemitismus

Im traditionellen Antisemitismus wird angenommen, jüdische Menschen seien andersartig als der Rest der Gesellschaft.

Jüdische Menschen haben angeblich Macht und missbrauchen diese. Damit schaden sie anderen.
Antisemitismus wird darum auch als Verteidigung dargestellt. Es kommt zu einer Täter-Opfer-Umkehr, durch die Ablehnung, Angriffe oder Vernichtungswünsche gerechtfertigt werden.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Stadt Hamburg (ohne Datum): Traditioneller Antisemitismus. 

Israelbezogener Antisemitismus

Hier wird Kritik am Staat Israel mit antisemitischen Vorurteilen verknüpft. Er tarnt sich oft als Kritik, es lassen sich aber Merkmale erkennen, die den traditionellen Formen des Antisemitismus ähneln. Um zwischen Kritik an der Regierung Israels und israelbezogenem Antisemitismus zu unterscheiden wurde der 3D-Test für Antisemitismus entwickelt. Er prüft, ob Kritik eines dieser Kriterien enthält:

  • Wird Israel dämonisiert, z.B. mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt?
  • Wird die Existenz Israels delegitimiert?
  • Werden Doppelstandards angewandt, also andere Maßstäbe an Israel angelegt als an andere Länder?

Wenn einer oder mehrere dieser Punkte in einer Kritik zu finden sind, dann ist diese nicht legitim, sondern antisemitisch.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Antisemitismusbeauftragter des Bundesregierung (ohne Datum): 3D-Regel. Bundesministerium des Inneren und für Heimat

Struktureller Antisemitismus

Antisemitismus verschwindet nicht, sondern kommt in neuer Form wieder. Beim strukturellen Antisemitismus werden die Stereotype des traditionellen Antisemitismus auf andere Feindbilder übertragen: Eine böse Elite z.B., die den Menschen schaden will.

Wie bei anderen Formen des Antisemitismus findet sich auch hier ein Vernichtungswunsch gegenüber dem ausgemachten Feindbild: Wenn diese nicht wären, ginge es allen besser. Dies kommt in Verschwörungsideologien und Formen der Wirtschaftskritik vor: Wenn für strukturelle Probleme einzelne Personen oder Gruppen verantwortlich gemacht werden, handelt es sich um strukturellen Antisemitismus.  Es werden Muster gesehen, wo keine sind.

Wenn folgende Fragen bejaht werden, hat man es mit strukturellem Antisemitismus zu tun:

  • Können in einer Erzählung von bösen Menschen, Eliten oder Unternehmen eben diese durch das Wort „Jude“ ausgetauscht werden?
  • Sind dann antisemitische Stereotype erkennbar?
  • Mündet die Erzählung zu Ende gedacht darin, dass die Welt von diesen befreit werden sollte?

Weitere Informationen finden Sie hier:

Lelle, Nikolas und Balsam, Johanna (2020): Struktureller Antisemitismus ist Antisemitismus (noch) ohne Juden. Amadeo Antonio Stiftung
Holler, Malte (ohne Datum): Ökonomiekritik und Antisemitismus. Anders Denken

Islamischer Antisemitismus

Koran gibt es sowohl projüdische als auch antijüdische Passagen, letztere werden beim islamischen Antisemitismus als Legitimation herangezogen. In diesen Passagen werden Juden den Muslimen als unterlegen dargestellt. Islamischer Antisemitismus enthält zudem Verschwörungserzählungen und israelbezogenen Antisemitismus.

Diese Form wird oft als „importierter Antisemitismus“ bezeichnet. Allerdings ist Antisemitismus genauso in der Mehrheitsgesellschaft vorhanden und islamischer Antisemitismus kann nur dort weiter existieren, wo Antisemitismus ebenfalls schon vorhanden ist. Der Begriff soll nicht darauf abzielen Menschen muslimischen Glaubens oder den Islam an sich zu diskreditieren.

Der Kampf gegen Antisemitismus darf ebenso nicht als Vorwand genutzt werden, um Muslime auszugrenzen.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Künzel, Matthias (2020): Islamischer Antisemitismus. Bundeszentrale für politische Bildung
Becker, Ulrike (2020): Islamischer Antisemitismus. Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft

Wo gibt es weitere Informationen?

Informationen zu Jüdischem Leben, Antisemitismus sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote zu diesen Themen bieten die Koordinierungsstelle Extremismusprävention, Servicestelle Antidiskriminierung bei Rassismus und Antisemitismus, Düsseldorf und die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus NRW, Düsseldorf an.

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