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PFAS-Belastung im Grundwasser der Wassergewinnung Willich-Anrath entdeckt

Nach dem PFAS-Fund in der Wassergewinnung der Wasserwerk Willich GmbH liegen die aktuellen Testwerte vom 5.12.2024 und 12.12.2024 für das Trinkwasser unter dem Vorsorgemaßnahmenwert. Das Trinkwasser kann somit bedenkenlos von der Bevölkerung getrunken und genutzt werden. Dies trifft auf die Städte Willich, Tönisvorst und Meerbusch Osterath zu. Alle anderen Kommunen im Kreis Viersen und im Rhein-Kreis Neuss sind nicht betroffen.

Wie vom Kreis Viersen in seiner ersten Pressemitteilung am 15.03.2024 beschrieben, wurden, nachdem anfangs im Rohwasser PFAS nachgewiesen wurde, weitere Trinkwasserproben genommen, die alle konstant unter dem Vorsorgemaßnahmenwert liegen. Die Trinkwasserwerte werden weiterhin engmaschig kontrolliert und regelmäßig durch das Gesundheitsamt des Kreises Viersen neu bewertet.

Da aktuell keine PFAS-Grenzwerte bestehen, wurde diese Werte anhand der bestehenden toxikologischen Leitwerte beurteilt und nicht an zukünftig geltenden Grenzwerten. Dieser Leitwert wurde eingehalten. Dennoch wurden Sofortmaßnahmen ergriffen, damit das Trinkwasser sogar den Vorsorgemaßnahmenwert unterschreitet.

Bei routinemäßigen Untersuchungen des Rohwassers in der Wassergewinnung der Wasserwerk Willich GmbH sind erstmalig PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) nachgewiesen worden. Der Kreis Viersen hat umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung zu schützen.

Das von der Wasserwerk Willich GmbH gewonnene Trinkwasser entspricht den Anforderungen an Trinkwasser nach der Trinkwasserverordnung und kann bedenkenlos von der Bevölkerung weiterhin getrunken und genutzt werden. Dies trifft auf die Städte Willich, Tönisvorst und Meerbusch Osterath zu. Alle anderen Kommunen im Kreis Viersen und im Rhein-Kreis Neuss sind nicht betroffen.

Die Wasserwerk Willich GmbH hat in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Kreises Viersen und der Bezirksregierung Düsseldorf unverzüglich reagiert und die Brunnenförderung so umgestellt, dass die zu erwartende PFAS-Konzentration im Trinkwasser eine Beeinträchtigung oder Gefährdung der menschlichen Gesundheit für das Wasserversorgungsgebiet nicht besorgen lassen. Als mittelfristige Maßnahme plant die Wasserwerk Willich GmbH zusätzlich den Einsatz von Aktivkohlefiltern zur Reduzierung der PFAS-Belastung. Die Trinkwasserwerte werden engmaschig kontrolliert und regelmäßig durch das Gesundheitsamt des Kreises Viersen neu bewertet.

Vorsorgemaßnahmen und Schadensermittlung

Zusätzlich dazu hat der Kreis Viersen ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Schadensermittlung und -sanierung in die Wege geleitet:

  • Schadstoffausbreitung eingrenzen: Erste Untersuchungen zeigen, dass sich die Schadstoffe im Grundwasser vor allem auf den Bereich des unbebauten „Willicher Feldes“ konzentrieren.
  • Eintragsstelle identifizieren: Ein Gutachter hat bereits eine potentielle Eintragsstelle im angrenzenden Gewerbegebiet ermittelt. Weitere Untersuchungen zur genauen Identifizierung der Quelle laufen.
  • Sanierungskonzept erstellen: Der Kreis Viersen und der Sachverständige erarbeiten ein Konzept zur Sicherung und zur Sanierung des Schadensherdes.

Information und Aufklärung

Der Kreis Viersen informiert die Bevölkerung kontinuierlich über die aktuelle Situation und die getroffenen Maßnahmen.

Was sind PFAS?

PFAS ist die Abkürzung für Per- oder Polyfluorierte Alkylsubstanzen. Das sind Industriechemikalien, die aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften in zahlreichen Produkten eingesetzt werden. 

Wo kommen PFAS im Alltag vor?

PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil. Deshalb spricht man auch von sogenannten "Ewigkeitschemikalien". Sie werden in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen eingesetzt. Zudem werden PFAS zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln verwendet.

Welche Eigenschaften besitzen PFAS?

PFAS sind gegen Hitze und UV-Strahlung resistent und zudem biologisch kaum abbaubar. 
 

Wo werden PFAS eingesetzt?

Aufgrund ihrer speziellen oberflächenaktiven Eigenschaften und der hohen chemischen Stabilität finden PFAS eine große und breite Verwendung in der Industrie. Sie verleihen vielen Produkten eine wasserabweisende und fettlösende Eigenschaft. Daher kommen PFAS unter anderem in folgenden Produkten vor:

  • Auto- und Fußbodenpolitur
  • Backformen
  • Bratpfannen
  • Feuerlöschschaummittel
  • Geschirrspülmaschinen
  • Hautcremes 
  • Klarspüler
  • Kosmetika 
  • Lebensmittelverpackungen 
  • Outdoor-Kleidung
  • Popcorntüten für die Mikrowelle 
  • Schuhen 

Informationen zu PFAS in Lebensmitteln

Wo kommen PFAS in der Umwelt vor?

PFAS werden in Böden, im Wasser, in der Luft, in der Flora und Fauna, in Nahrungsmitteln und im menschlichen Organismus nachgewiesen. Die in der Industrie am häufigsten verwendeten und untersuchten bzw. analysierten Substanzen sind Perfluoroktansäure (PFOA) und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS).

Wie werden PFAS ein Problem für die Umwelt?

PFAS unterteilt man in kurzkettige und langkettige PFAS. Kurzkettige PFAS sind extrem langlebig und verteilen sich in kürzester Zeit in der Umwelt, insbesondere über das Wasser. Als kurzkettige PFAS gelten Verbindungen mit weniger als sieben perfluorierten Kohlenstoffatomen. Langkettige PFAS sind in der Umwelt und in Lebewesen ebenfalls sehr langlebig. Einige PFAS reichern sich in verschiedenen Organismen, auch im Menschen, an.

Aufgrund ihrer Langlebigkeit und Nicht-Rückholbarkeit können sich PFAS fortwährend weiter anreichern. Unser Wissen über ihre Wirkung ist bislang aber noch begrenzt. Allerdings wurden in den letzten Jahren bei bestimmten PFAS Nebenwirkungen in der Umwelt sowie gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen, was in Kombination mit der Langlebigkeit besonders bedenklich ist.

Wie gelangen PFAS in das Grundwasser?

Durch die vielseitige Verwendung von PFAS in Industrieprodukten können sie auf unterschiedliche Weise in die Umwelt und somit ins Grundwasser gelangen. In der Vergangenheit ist PFAS auch in Feuerlöschschaummittel eingesetzt worden. Das hat dazu beigetragen, dass das Grundwasser mit PFAS belastet wird. Die PFAS-Substanzen im ausgebreiteten Löschschaum versickern und gelangen aufgrund ihrer guten Mobilität mit dem übrigen Löschwasser bzw. Niederschlagswasser bis in das Grundwasser und kontaminieren dieses. 
 

Wie gelangen PFAS in den menschlichen Körper?

Menschen können PFAS auf verschiedene Weise aufnehmen. Unter anderem durch Lebensmittel. Die Stoffe sind am häufigsten im Trinkwasser, in Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten nachweisbar.  
 

Was können PFAS im menschlichen Körper bewirken?

Auf Grundlage mehrerer Faktoren und Studien, deuten die verfügbaren Analyseergebnisse auf unterschiedliche Zusammenhänge zwischen der Aufnahme des Menschen gegenüber PFAS und verschiedenen gesundheitlichen Auswirkungen hin.

Eine schädliche Wirkung ist abhängig von der Expositionsdauer und der aufgenommenen Menge.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen sind:

  • geringe Abnahme des Geburtsgewichts 
  • geringere Bildung von Antikörpern nach üblichen Impfungen 
  • mögliche Erhöhung des Cholesterinspiegels 
  • erhöhtes Risiko einer Schilddrüsenerkrankung 
  • mögliche Beeinflussung eines Leberenzyms, wodurch eine Leberschädigung auftreten kann 
  • höheres Risiko einer verminderten Fruchtbarkeit

Wie haben sich PFAS-Belastungen in den letzten Jahren entwickelt?

Auswertungen der Umweltprobenbank des Bundes belegen, dass die Belastung junger Erwachsener mit bestimmten PFAS in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat:

  • Für PFOS und PFOA waren die Belastungen im Jahr 1986 am höchsten. Heute liegen sie für PFOS bei rund 10 Prozent und für PFOA bei rund 30 Prozent der damaligen Werte.
  • Für PFNA wurde 1989 die höchste Belastung gemessen. Aktuell werden nur noch rund 30 Prozent der damaligen Konzentrationen festgestellt.
  • Ähnliches gilt für PFHxS: Im Vergleich zur höchsten mittleren Belastung im Jahr 2001 liegen die Werte heute nur noch bei rund 30 Prozent.

Dennoch ist weiterer Handlungsbedarf gegeben, um neuen Erkenntnissen zu den gesundheitlichen Wirkungen dieser Stoffe beziehungsweise anderer PFAS-Stoffe Rechnung zu tragen und den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu verbessern.

Was bedeutet eine geringere Bildung von Antikörpern nach Impfungen bei Kindern mit höheren Gehalten an PFAS im Blutserum?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt hierzu folgende Aussage: 
Eine geringere Bildung von Antikörpern nach Impfungen bei Kindern mit höheren PFAS-Gehalten im Blutserum weist auf eine Wirkung der Stoffe auf das Immunsystem hin. Eine verminderte Bildung von Impfantikörpern ist grundsätzlich als unerwünscht anzusehen. Wenn man die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission befolgt und die bestehenden Sicherheitsmargen bei Impfungen beachtet, muss es nicht zwangsläufig zu einem verminderten Impfschutz kommen. Ob es durch den Einfluss von PFAS auf das Immunsystem auch zu einem häufigeren Auftreten von Infektionen kommen kann, ist derzeit nicht geklärt.

Sind PFAS krebserregend?

In bevölkerungsbezogenen Studien wurde untersucht, ob ein erhöhtes Krebsrisiko für den Menschen im Zusammenhang mit einer Exposition gegenüber PFOS und PFOA besteht. Laut EFSA (2020) konnte ein Zusammenhang zwischen dieser Exposition und einem erhöhten Krebsrisiko für den Menschen derzeit nicht eindeutig belegt werden. Eine Neubewertung des krebsauslösenden Potenzials von PFOA und PFOS für den Menschen erfolgt derzeit durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Hinsichtlich anderer PFAS liegen bislang kaum Humandaten zur Kanzerogenität vor. (Quelle: FAQ des BfR vom 16. Juni 2023)

Was passiert mit PFAS nach der Aufnahme im menschlichen Körper?

PFAS werden im menschlichen Körper nur sehr schlecht verstoffwechselt. Studien zeigen, dass einige PFAS unverändert ausgeschieden werden, dadurch bleiben die negativen Eigenschaften (z.B. toxische Eigenschaften) der Substanzen erhalten.

Die Ausscheidung von PFAS erfolgt vorrangig über den Urin. Insbesondere langkettige PFAS besitzen beim Menschen eine lange, mehrjährige Halbwertszeit. Die Halbwertszeit ist die Zeitspanne, in der im Körper der Gehalt von einer Substanz auf die Hälfte absinkt (ähnlich mit der Halbwertszeit eines radioaktiven Elements). Die hohe Halbwertszeit einiger PFAS führt zu einer Anreicherung im Körper. Kurzkettige PFAS besitzen deutlich kürzere Halbwertszeiten als langkettige PFAS. 
 

Welche Grenzwerte gibt es für das Trinkwasser?

Mit Inkrafttreten der Trinkwasserverordnung im Mai 2023 gibt es für PFAS zwei gesetzliche 
Grenzwerte:

  • Summe PFAS-20 = 0,1 µg/ L gültig ab 12.01.2026 
  • Summe PFAS-4 = 0,02 µg/ L gültig ab 12.01.2028

Der Summenwert PFAS-20 beinhaltet alle 20 oben genannten Substanzen.  
Aufgrund ihrer besonders toxikologischen Relevanz werden die vier Substanzen PFOA, PFOS, 
PFHxS und PFNA als Summe PFAS-4 „einzeln“ betrachtet.

Gelten die Trinkwasser-Grenzwerte auch für das Grundwasser?

Die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung gelten nur für Trinkwasser.  
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz 
hat einen Leitfaden zur PFAS-Bewertung von Boden- und Grundwasserverunreinigungen 
herausgegeben.

Weitere Infos zu PFAS in Wasser gibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV):

Außerdem finden sich auf der Seite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz weitere Informationen zu PFAS in Böden:

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